• fiete@diasp.de
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    2015-12-26

    Willkommenskultur? Kultur willkommen?

    Einleitung

    Man hört und liest viel über Asylanten/Migranten in den letzten Monaten u. Jahren in D., über Kriegsflüchtlinge, Wirtschaftsflüchtlinge, Scheinasylanten, Asylbetrüger u.s.w. u.s.f....
    Manches davon mag in irgendeinem Zusamenhang stimmen, vieles ist sicherlich Unsinn, Propanda, Populismus, oder einfach nur Bla-Bla.

    Auch über Menschenrechte u. Menschenwürde wird in dem Zusammenhang gelegentlich heiß diskutiert.
    Manche wollen den hier ankommenden Menschen Blumen schon an die Grenze bringen, andere bilden, z.T. mit institutionalisierter, überwiegend wohl rein ( partei-)politisch motivierter, Unterstützung Schlepperbanden, weil sie meinen, sie wären die "sozialeren" Schlepper etc.pp..
    Manche demonstrieren "dafür", manche "dagegen", wofür, oder wogegen bleibt oft reichlich nebulös und formelhaft. Man verprügelt sich, tätlich wie polemisch, meist gegenseitig, nach Rollenzuschreibungen von mindestens vorgestern.
    Ein paar "Rechtsnazis" versuchen tatsächlich sog. "Asylunterkünfte" zu beschädigen, oder anzuzünden, wofür ein paar "Linksnazis" sie an Strassenlaternen aufhängen wollen. Demonstrationszüge, die als "rechts" empfunden werden, werden von "social warriors", die sich, warum auch immer, i.d.R. als "links" einordnen, gewalttätig angegriffen. Kurioserweise werden dabei Chaoten, die auf ordnungsgemäß genehmigte und durchgeführte Demos eindeutig illegal losgehen, kaum zur Rechenschaft gezogen, sondern z.T. sogar von Parteien, Medien und sonstigen politischen Gruppen auf verschiedene Art und Weise gedeckt oder sogar aktiv unterstützt. Woraufhin es den sich "rechts" gerierenden wiederum immer besser gelingt, sich in entsprechend als "rechts" beschimpfte Protestgruppen zu integrieren, dort u.U. sogar Wortführerschaft zu erlangen.

    Wie auch immer, mit dem Leben der Migranten hat das alles offenbar wenig bis gar nichts zu tun. Die Bandbreite zwischen diesen, gewohnheitsmäßig extrem polarisierenden Auswüchsen ist eine riesige, scheinbar kaum bekannte, jedenfalls offensichtlich recht leere Weite, in der sich einiger Dillettantismus, guter Wille und wenig konkretes oder gar umfassend durchdachtes tummelt. Je nach Motivaton und Hintergrund der sich dort betätigenden Gruppen und Initiativen halt.

    Ein paar kirchliche, oder z.B. durch ( ehemalige ) Migranten selbst gegründete Gruppen, Kaffeekränzchen, sonstige Initiativen versuchen auch tatsächlich selbst Kontakt aufzunehmen und mögliche Hilfen anzubieten. Z. B. veranstalten sie mehr oder weniger kulturelle Treffen, spendieren Kaffee u. Kuchen, versuchen einen guten Eindruck zu erwecken, oder aber sie treiben gebrauchte Fahrräder auf, reparieren/überholen diese und stellen sie zur Verfügung, bieten etwas Sprachunterricht in unterschiedlich kompetenter Form und Ausführung an, o.ä..

    Kurz und kaum überspitzt zusammengefasst:
    Es gibt sehr, sehr viel Unruhe, bis hin zur blanken ( z.T. auch gewalttätigen ) Hysterie, etwas mehr oder weniger selbstbezogenen "Benefitz", aber nur sehr, sehr wenig wirklich ernsthafte und praktische Befassung mit dem Themenbereich. Zumindest in Bezug auf die bereits in D. untergebrachten Migranten.
    Der Rest scheint sich im institutionellen Verwaltungsbereich abzuspielen, mit allen dort üblichen Auswüchsen und Folgen.

    Was passiert also tatsächlich in einer solchen Unterkunft?
    Wie leben diese Menschen, wie erleben sie ihren Alltag?

    Und vor allem: Was hat das ganze mit Menschenwürde und Menschenrechten zu tun?

    Versuch eines ( noch sehr groben, auf wenigen Tagen Aufenthalt beruhenden, subjektiven und durchaus gewollt polemischen ) Erfahrungsberichts über einen "Allüsantencontainer" in einer kleinen, aber recht wohlhabenden Stadt in D.

    Zu meiner Person:
    Da gibt es nicht viel zu sagen, was im Themenzusammenhang wichtig wäre.
    Ich bin in keiner politischen Partei, keiner Hilfsorganisation, interessiere mich kaum für den üblichen Medienhype, sondern bin schlicht und einfach z.Zt. kurzfristig Wohnungslos.
    Und, da in dieser Stadt, genauer: kurz hinter der Stadtgrenze im Außenbezirk, mal eine Unterkunft für Wohnungslose geschaffen wurde, die jetzt als "Asylantenunterkunft" herhalten muß, blieb der Gemeinde nichts anderes übrig, als mich eben darin unterzubringen.
    Ich bin also keineswegs eine Art Günther Wallraff, sondern sozusagen "regulär" und unbeabsichtigt hier. Was mich aber nicht daran hindert, ein wenig "Hörrohr und Flüstertüte" zu spielen, da es offensichtlichtlich einen reichlichen und dringenden Informations- u. Hilfsbedarf gibt.
    Höflich ausgedrückt.


    Also lebe ich hier, zusammen mit etwa einem knappen Dutzend "erweiterten Osteuropäern" ( also Menschen, die in einem Land irgendwo Richtung Asien geboren wurden ), ca. 8-9 Männern und einer Frau, in der oberen Lage eines Containerverbunds, welcher zusätzlich zu den bereits vorhandenen, gemauerten Gebäuden errichtet wurde. Ich bin der einzige "Inländer" hier.
    "Unsere" Etage ist offenbar für alleinstehende Personen vorgesehen. Im Erdgeschoss wohnen klassische Kernfamilien, mit je einem Kleinkind, soweit ich das überblicke. Ähnlich scheint es in den anderen Gebäuden auszusehen, nach Möglichkeit ein wenig nach Nationalitäten sortiert, was aber wohl nicht konsequent durchgehalten werden kann. Es kann also bspw. schon mal vorkommen, daß ein einzelner Albaner mit ausschließlich Russen in einem Gebäudeteil untergebracht ist. Oder so. Wer in so einer Situation nicht zumindest ein paar Brocken Englisch spricht und im "Reden mit Händen und Füßen" zu wenig Talent hat, ist ggf. schon mal zeitweise recht hilflos und kann nur hoffen, daß er Landsleute in anderen Gebäudeteilen findet, die ihm bei Bedarf ein wenig unter die Arme greifen.

    Die Situation hier ist insofern relativ erträglich, verglichen mit den großen Camps für überwiegend Kriegsflüchtlinge, wo tausende Personen auf engstem Raum, z.T. unter extremen Bedingungen, zu leben gezwungen sind. Man könnte also wohl von einer Art Vorzeigeeinrichtung der gemäßigteren Sorte sprechen.
    Kuriositäten und daraus resultierende Probleme gibt es trotzdem, lediglich die Auswirkungen sind glücklicherweise weniger auffällig, als in den großen "Refugee-Camps". Das ist zumindest mein Eindruck.

    Es geht hier in diesem Container also vordergründig um die Leute, von denen die einen meinen, sie würden "unser aller Arbeitsplätze" wegnehmen, die anderen sich einbilden, sie würden in Zukunft "unsere Rente" erwirtschaften müssen. Beides ist, meiner bescheidenen Auffassung nach, kompletter Blödsinn mit praktisch gar keinem relevanten Realitätsbezug. Nun gut, der Meinung war ich auch schon vorher, genauer gesagt, schon seit Jahrzehnten.

    Kommen wir also zum Thema Kultur, zur kulturellen Interaktion, bzw. dem Versuch sich etwas in der Art in der Praixis zu schaffen, oder zu erhalten. Kommen wir zu den Menschen selbst und ihrem Leben im Container, sowie der Unterstützung, die sie hier erfahren, oder auch nicht.

    Die Enden der Bandbreite in diesem Teil der Einrichtung werden markiert durch die einzelne Frau, einen Mann, der aus einem anderen Land kommt, als die anderen hier - und mich, den Deutschen.

    Die Frau scheint ein wenig scheu zu sein, sie ist offenbar recht strenggläubig. Man sieht sie kaum. Sie hält sich so gut wie nie in der Küche auf, die allen anderen als gemeinschaftlicher Aufenthaltsraum dient. Aber sie steht jeden Morgen so ziemlich als erste auf, bringt den Müll vom Vortag hinaus und wischt unter anderem Fußböden und Tische im ganzen Container. Das macht sie unentgeltlich und scheinbar rein aus persönlichem Interesse. Sie sagt dazu lediglich, daß wir es doch alle gern sauber haben. Vermutlich ist es für sie eine Art Ritual, das ihr ein wenig Stabilität ( nicht nur ) innerhalb der Gemeinschaft ( und vermutlich auch in sich selbst ) gibt. Wo sie ihr Essen kocht und isst, scheint niemandem hier bekannt zu sein und sie spricht auch nicht darüber, auch nicht auf Nachfrage. Dabei kann sie ein wenig Englisch und Deutsch, lernt wohl auch am fleißigsten, mehr als der Duchschnitt hier. Vermutlich hat sie Anschluss in Form kirchlicher Aktivitäten. Sie hat einen kompletten Wochenmenüplan ( in ihrer Sprache ) entworfen und bietet an, täglich für alle zu kochen. Dafür interessieren sich die Männer aber nicht konkret, sondern nehmen es lediglich als hochrespektable, sympathische Geste wahr. Sie kochen jeder für sich selbst, und zwar durchweg sehr gut ( ich bin vermutlich der schlechteste Koch hier ), aber, bis auf wenige Ausnahmen, stets so viel, daß i.d.R. wer mag etwas davon abbekommen kann. Sie essen meist sehr viel Fleisch, Eiweiß und Fett und das auch schon zum Frühstück.

    Der Mann anderer Nationalität, als die anderen, ist hochkommunikationsfreudig, spricht allerdings praktisch gar kein Deutsch und nur sehr wenige Brocken Englisch. Er ist ein hochbegabter Kartenkünstler ( der wirklich viele erstaunliche Tricks kennt - und gern vorführt ) und ersetzt seine schwachen sprachlichen Fähigkeiten durch viel Phantasie im blitzartigen Kombinieren von Gestik, Mimik und winzigen Sprachbröckchen. Er würde gern versuchen ein Auto zu kaufen, was in seiner Situation aus vordergründiger Sicht absolut absurd erscheint, aber er arbeitet täglich mit großer Zähigkeit daran.

    Ich bin der Exot hier, der sich irgendwie zu integrieren versucht. Wobei mein Vorteil meine bescheidenen Sprachkenntnisse und meine altersbedingte Erfahrung ( auf allen möglichen Gebieten ) sind. Aufgrund meiner insofern außergewöhnlichen Situation ist es mir möglich, den Kontakt der Bewohner zu den hier verkehrenden Außenstehenden nicht nur recht einfach zu beobachten, sondern mich gelegentlich auch ein wenig einzumischen.

    Alle hier wollen unbedingt arbeiten und ärgern sich sehr darüber, daß sie das zunächst mal gar nicht dürfen, bzw. wenn sie denn eine Erlaubnis bekommen sollten, diese eng beschränkt ist. Selbstständigkeit z.B. ist absolut verboten.
    Dieses, wie ich meine, reichlich bizarre Dilemma scheint mir einer der heftigsten Knackpunkte der gesamten "Asylpolitik" zu sein und der mit am verbissensten von so ziemlich allen an den dazugehörigen Debatten Beteiligten verschwiegene.
    In den 60er u. 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, des letzten Jahrtausends, wurden offen die sog. "Gastarbeiter" nach D. eingeladen. Eine "Willkommenskultur" forderte derzeit niemand, sie wurden in der produzierenden Wirtschaft und für die Übernahme der im auslaufenden Wirtschaftswunder unbeliebteren Jobs gebraucht, ähnlich der landwirtschaftlichen Saisonarbeiter heute, nur eben nicht mittels dermaßen verächtlicher Methoden, und auch nicht als gezielt eingespannte Einkommensdrücker und Arbeitsplatzbeschaffer für den öffentlichen Dienstleistungssektor.
    Sie kamen, fanden schnell Arbeit ( oder wurden schon im Heimatland engagiert ) und wohnten mitten unter uns. Man gewöhnte sich relativ schnell aneinander und lernte voneinander. Inklusive der kulturellen Bereicherung, die sich automatisch und ohne großartige besondere Maßnahmen daraus ergab. Grob gesagt.

    Nun gut, die produktiven Arbeitsbereiche schrumpfen personell, dank Automatisierung/Robotisierung, im Schnitt zumindest, ohne daß sich dadurch die Arbeitszeit- o. Einkommensmodelle wesentlich geändert hätten.
    Im Gegenzug wuchern die Dienstleistungsbereiche und zwar scheinbar uferlos. Das müssen sie auch, denn anders lässt sich die kurioseste Zahl der Welt, das sog. Bruttoinlandsprodukt nicht aufrecht erhalten, oder gar auf immer höheres Niveau treiben. Das sog. "wirtschaftliche Wachstum" ( noch so ein rein politisch konstruierter Begriff ) würde schnell als manipulative Schönfärberei galloppierend um sich greifenden Elends enttarnt.
    Kosten müssen her, um auf die produktiven Umsätze aufgeschlagen zu werden, damit wir denken, daß es "uns" doch sehr gut, ja sogar immer besser geht......
    Das scheinen mir, grob gesagt und simplifizierend verkürzt, wesentliche, bestimmende Faktoren und Hintergründe für die momentane Migrationspolitik ( und nicht nur die ) zu sein. Wobei ich die Position, der sich "links" einsortierenden Szene, also kurz ( und wiederum grob ) gesagt, z.B. die Annahme, wir bräuchten Einwanderer, um die eigenen Kinder als Rentenbeschaffungsvieh zu ersetzen, für genau so verwerflich halte, wie die extrem "rechte" Position, man müßte die Grenzen konsequent schließen.
    Und die z.T. tatsächlich körperlich gewalttätige Prügelei zwischen denen, die Asyl nur nachweislich durch Krieg bedrohten Menschen zubilligen wollen ( z.B. PeGiDa ) und den sich für die Alltagspraxis offenbar überhaupt nicht interessierenden "Blumenüberbringern" und vermummten "Anti-Nazis" ( welche kurioserweise in manchen Medien eine Art "linke Einheitsfront" zu bilden scheinen ) ist, soweit ich das überblicke, ein Zeichen mediengesteuerter, politischer wie gesellschaftlicher Verblödung. Wobei sich angehende ( oder bereits vollausgebildete ) Akademiker und sog. "Angehörige bildungsferner Schichten" ( ebenfalls ein diskriminierender, lediglich formell als "höflich" geltender Begriff ) in nichts nachstehen. Beide Gruppen benehmen sich wie Hammelherden, denen man mittels Panikmache eine hübsche Hysterie induziert hat, um sie zu spalten und aufeinander zu hetzen.

    Denn: Keines der beiden Lager taucht hier im Container je auf!
    Sie sind mit sich selbst und ihren radikalen Filterblasen offenbar voll ausgelastet.

    Das in deren Debatten, Positionspapieren u.s.w. auftauchende Gerede über Menschenrechte und Menschenwürde geht also im Allgemeinen voll am Thema "Asyl"-Alltag vorbei und dient scheinbar überwiegend der Kompensation ganz anderer Problematiken. Welcher auch immer.

    Übrigens: Mir wurde von behördlicher Seite erklärt, daß "Asylbewerberunterkünfte", schon aus rechtlichen Gründen, nicht abschließbar sein dürfen. Inwieweit die Auskunft ernstzunehmen ist und möglw. andernorts nicht gilt, weiß ich nicht.
    W.h.: Hier ist 24/7 "Haus der offenen Tür". Wer sich also praktisch engagieren möchte, kann jederzeit einfach mal vorbeischauen und sich erkundigen, ob er entsprechendes Potential hat und wie er es möglw. sinnvoll umsetzen kann.

    Zurück zur konkreten Situation hier in der Blechkiste.

    Aufgrund ihrer eigenen Interessen, ihrer besonderen Situation und ihrer relativ dichten Isolation hier, bekommen die Containerbewohner von dem ganzen externen Spuk wenig mit.
    Sie bleiben überwiegend unter sich und ihre z.T. erstaunten Fragen zu den sich daraus ergebenden Kuriositäten bleiben großteils unbeantwortet. Die meisten warten ab, ob sich etwas positives zur eigenen "Asylfrage" ergibt und versuchen ihre Zeit irgendwie mehr oder weniger sinnvoll bis wenigstens erträglich herumzubringen.
    Schon das ist nicht ganz einfach.
    Sicher, die Gemeinde hat in jedes Zimmer, sowie in die Küche einen TV-Anschluss installieren lassen. Irgendwer hat auch zwei ältere Röhrenfernseher angeschleppt. Nur scheint leider der Versuch sie anzuschließen erfolglos gewesen zu sein, berichten die, die schon etwas länger hier sind.
    Ich vermute, daß beide Geräte, sofern sie überhaupt intakt sind, keine Satellitenempfänger integriert haben. So stehen sie auf einem ansonsten unbenutzen Tisch im Korridor herum. Niemand interessiert sich mehr ernsthaft dafür und das scheinbar einmal vorhanden gewesene Signalkabel ist längst unauffindbar verschwunden. Wer der zuständige Ansprechpartner bei der Sozialbehörde oder einer der "Hilfsorganisationen" sein mag und wie man die Beschaffung von derartigem mit etwas Erfolgsaussicht initiieren könte, weiß offenbar entweder kaum einer, oder möglw. hält man auch den Versuch die Sache in den Griff zu bekommen einfach für sinnlos, resp. des Aufwands nicht wert.
    In den anderen Teilen der Einrichtung scheint es besser zu funktionieren, jedenfalls laufen bei der einen oder anderen Kernfamilie offenbar TV-Geräte. Aber der Kontakt, besonders unter den verschiedenen Nationalitäten, ist arg beschränkt.

    Ähnlich sieht es mit dem Internet aus.
    Am gegenüberliegenden Steingebäude gibt es einen Außenzugriffspunkt, von dem zwei Kabel in verschiedene Wohnungen führen. Ob diese nun ein Festnetztelefonsignal und/oder das Internet transportieren, weiß offenbar keiner.
    Der für "technische Angelegenheiten" zuständige Mitarbeiter des Sozialamts erklärte auf Nachfrage, daß die Gemeinde nun schon die Fernsehmöglichkeit zu Verfügung getellt hätte und, daß sie schon aus rechtlichen Gründen nicht als Internetkunde für Dritte auftreten dürfe. Wahrscheinlich eine Anspielung auf die mittlerweile defakto existierende "Halterhaftung" bei der Nutzung und Verbreitung von angeblichen o. tatsächlichen illegalen Inhalten. Allerdings wäre es jedem Bewohner selbst überlassen, sich von einem Internetserviceprovider einen Innenanschluss legen und freischalten zu lassen.
    Daß das wiederum für die alleinstehenden Personen, mit wenigen Monaten Aufenthaltsgenehmigung ( die ja in den entsprechend vorzulegenden Dokumenten eingetragen ist ) absolut unmöglich ist, da z.B. eine nicht limitierte "16000er" Standardleitung mit einem unbefristeten Vertrag verbunden ist, der nicht im Voraus abgerechnet wird, scheint ihm gar nicht zu Bewußtsein zu kommen. Von möglw. erforderlichem "baulichen Veränderungen" ( also z.B. Bohrungen durch die Containerwände zur Kabelverlegung ) mal ganz abgesehen.
    Darüber zu spekulieren, warum mein Laptop hier zwei vorhandene WLan-Anschlüsse anzeigt, ist müßig, da schlichtweg irrelevant ( ob es an längeren Aufenthaltsgenehmigungen der jeweiligen Inhaber liegt, oder es doch institutionelle oder institutionalisierte Möglichkeiten gibt, kann uns dabei zunächst egal sein, denn es wird, aus welchen speziellen Grund auch immer, wohl sicher zu keinem "Networksharing" zwischen den Bewohnern der verschiedenen Gebäude kommen, die Hilfsinitiativen nehmen das Problem kaum wahr und der soziale Dienst mauert scheinbar ).

    Ich las letztens im Netz, daß beim Chaos-Computer-Club Initiativen/Versuche laufen sollen, gelegentlich an dieser reichlich unpraktischen Datenlage in den Unterkünften etwas zu ändern. Das wäre in meinen Augen eine höchst sinnvolle Form von Engagement in der sog. "Flüchtlingsfrage". Das ewige Gefummel mit den Mobiltelefonen ist großteils eher unkonstruktiv, ähnlich wie im westeuropäischen "Kulturkreis" auch.
    Es beschränkt sich, genau wie hier, überwiegend auf WhatsApp und Facebook o.ä. innerhalb gewohnter Gruppen, soweit ich das überblicke.

    So verbringen die Bewohner ihre Abende meist damit, sich irgendwie über/mit irgendetwas zu unterhalten, was im Endeffekt zum Entstehen eigener Filterblasen führt, oder sie spielen Karten, z.B. "7/21", ein recht einfaches Spiel, das jeder schnell versteht.
    Sie chatten viel mit Familie - sofern vorhanden - oder Freunden über WhatsApp, oder schauen irgendwelche Videoclips, die in WhatsApp, Facebook o.ä. verlinkt sind.
    Die Abende bestehen also größtenteils aus warten und Zeitvertreib. Man ist zwar untereinander recht solidarisch und hilfsbereit, aber gemeinsam organisierte Strukturen/Aktivitäten gibt es recht wenig. Wer nicht gerade Termine zu absolvieren hat, sitzt in der Küche, geht spazieren, man besucht sich gegenseitig, einer spielt Fußball, viel mehr spielt sich scheinbar nicht ab.

    Alle paar Tage schaut mal ein ehrenamtlicher Helfer vorbei.
    Einer gibt z.B. für ca. eine Stunde etwas Deutschunterricht und versucht, seine "Schüler" mittels einfacher Spiele und etwas humorvoller Kommunikationstechnik zu motivieren. Er fragt "nebenbei" bei einigen ein paar Vokabeln ab. Ein zweiter versucht das ebenfalls - mit anderen "Schülern". Seine Englischkenntnisse und sein Sprachtalent sind jedoch recht schwach, so daß er wenig Effekt erziehlt. Das ist ihm auch klar, aber im Gespräch mit den "Asylbewerbern" scheint es ihm vorher kaum möglich gewesen zu sein, Lösungen/ Verbesserungen für diese unbefriedigende "Bildungssituation" zu entwickeln. Da angesprochen würde, daß sein Unterricht z.T. mehr Zeit verschlingt, als er Erfolge erziehlt, wurde gemeinsam angedacht, daß er sich mit dem anderen Lehrer einmal kurzschließt, um eine größere Lerngruppe zu bilden und zu versuchen einen sinnvoller strukturierten Unterricht zu entwickeln, nicht zuletzt, um ihm selbst zu ermöglichen, sich besser seinen sonstigen ehrenamtlichen Aufgaben widmen zu können.
    Vor ein paar Tagen tauchte abends eine Dame der sog. "Flüchtlingsinitiative" auf. Sie hatte vom zweiten o.a. "Deutschlehrer" gehört, daß es hier einen Deutschen gibt, der etwas Englisch spricht und bereit ist, die Lernversuche der Bewohner im täglichen Alltagskontakt ein wenig zu unterstützen.
    Im Gespräch mit ihr ergab sich, daß es hier scheinbar einen offiziellen Gemeinschaftsraum gibt, den sog. "Besuchsraum", der bis dahin niemandem hier bekannt war.
    Sie erklärte, daß sie die beiden Deutschlehrer desbezüglich ansprechen wolle, um so die Lernsitation weiter zu verbessern/ den Unterricht zu intensivieren.

    Durch meinen Aufenthalt hier scheint sich also mehr oder weniger eine Art ( natürlich auch recht dillettantische ) Kommunikationsmittler/Ansprechpartner- Funktion zu entwickeln, die vorher eindeutig gefehlt hat, wodurch sich offenbar erhebliche Lücken und Defizite in der Interaktion zwischen Helfenwollenden und Bewohnern ergaben, bzw. nicht beheben ließen.

    Man könnte also - kaum überspitzt - sagen: die für den kulturellen wie technischen Alltagsumgang vermutlich wichtigste professionelle Position des interaktiven sozialen Managements in der "Asylbewerber"-Frage gibt es scheinbar gar nicht, bzw. sie ist reichlich ungenügend entwickelt/organisiert/strukturell integriert. Sicherlich liegt das nicht zuletzt an der recht hohen Zahl der "betreuten" Personen pro ehrenamtlichem Helfer und institutionellem "Bearbeiter", sowie deren eng begrenzten zeitlichen und oganisatorischen Möglichkeiten und Kompetenzen und den sich zwangsläufig daraus entwickelnden Schwachstellen, die im üblichen Alltagstrott offenbar zum verhärten neigen.
    Und so etwas wie regelmäßigeTreffen aller involvierten Professionen, interessierten Personen und den Betroffenen selbst, scheinen allen Beteiligten offenbar vollkommen unvorstellbar.

    Das scheint mir einer der wichtigsten Punkte zu sein, die zu ändern wären, um eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration von beiden Seiten zu erleichtern.
    Kurz gesagt: Es fehlen sich aktiv und direkt in den hiesigen Alltag integrierende, engagierte Menschen mit internem Überblick, die vor Ort und kontinuierlich aktiv sind, am besten aus unmittelbarem Eigeninteresse. Ohne diese bleibt alles andere eher wohlmeinendes, aber letzendlich großteils zum Scheitern verurteiltes Flickwerk, bestenfalls eben wohlmeinender Dillettantismus.

    Polittheoretisch geführte Diskussionen von außerhalb, aus ideologisch geführten Positionen gesteuerte Öffentlichkeitsarbeit, o.ä., mag ja im gesellschaftlichen Kontext durchaus irgendetwas bewirken.
    Nur was ist die Frage, wenn der durch direkte und intensive Erfahrung stammende Zusammenhang und das sich daraus ergebende Wissen fehlen, bzw. nur rudimentär, oder bestenfalls fragmentarisch bis überpauschalisiert entwickelt sind. Mit sozialer Integration und pragmatischer Bewältigung von ( durchaus auch - aber relativ selten - interkulturellen ) Alltagsfragen im speziellen Kontext der besonderen Situation von Asylbewerben hat das alles in der Regel wenig bis kaum zu tun.

    Praxis wird gebraucht, isolierte Debatten helfen nur den Debattanten.

    Ein weiterer Obdachloser taucht auf.
    Gestern abend erschienen zwei Polizisten mit einem neuen Mitbewohner.
    Sie wollten mich sprechen, da ihnen von einem Mitarbeiter des Sozialamts mitgeteilt worden war, ich spräche deutsch und erklärten mir, daß ihnen gesagt worden sei, in dem Zimmer ( laut offizieller Adressbezeichnung eine Wohnung ) das ich mir mit einem Mann anfang zwanzig teile, wäre ein Platz frei. Wir rätselten erst ein wenig fruchtlos herum, was das nun genau heißen möge und fragten nebenbei nach den Sprachkenntnissen des Mannes. Er kann scheinbar ein wenig Tschechisch, jedenfalls redete ein Polizist in Tschechisch auf ihn ein und er nickte ein paar mal. Er gab an aus der Tschechoslowakei zu kommen. Daß die seit Jahrzehnten schon nicht mehr als solche existiert, nun ja .....
    Ein paar Brocken Russisch scheint er auch zu können, was einem Georgier, der allerdings auch kaum Englisch und gar kein Deutsch spricht, ermöglichte, ihm die Dusche zu zeigen und die wichtigsten Funktionen dazu zu erklären.
    Das war auch notwendig, denn der neue wirkte recht ungepflegt und hat, soweit das erkennbar war, auch keine Kleidung zum Wechseln.
    Derweil versuchte ich, eine Art Kannapee, das bei uns im Zimmer steht und als Universalablage diente, irgendwie zum Schlafplatz zu machen. Nach etwas Rätselei ließ es sich tatsächlich auf Notbettgröße umbauen und eine Decke fanden wir auch noch. Allerdings kein Laken und kein Kissen.
    Im Schrank, der zu meinem Schlafplatz gehört, war zwar einiges an Bettwäsche, aber mein Vorgänger, der wohl schon seit längerem spurlos verschwunden ist, hat die dreckigen Sachen offenbar einfach dort hineingestopft.
    Es hieß zwar seitens der Polizei, daß der neue Mitbewohner eventuell nur eine Nacht bleibt, aber da das eher eine "gefühlsmäßige Einschätzung" zu sein schien, warf ich lieber doch gleich die Waschmaschine an.
    Heute morgen ist der "Mann aus Tschechoslovakien" schon wieder verschwunden. Er tauchte bis zum späten Abend auch nicht wieder auf. Dummerweise scheint er ein paar Sachen hier liegen gelassen haben, welche wir irgendwie sinnvoll wegstauen müssen. Denn klauen will hier keiner, aber der Platz wird gebraucht und die Sachen riechen ziemlich ekelhaft..

    Als ich hier ankam, gab es nur zwei Wäscheständer in "unserem" Stockwerk. Trotz reichlicher Lüftung kann es also schon mal einen Tag oder zwei dauern, bis es lohnt, seine Wäsche zu waschen, da einfach kein Platz zum Aufhängen zur Verfügung steht. Nachdem ich meinen dazugestellt hatte, wurde es ein wenig besser, aber wirklich befriedigend ist das immer noch nicht. Prompt gab es ein Mißverständnis, das kurzfristig für etwas Aufregung sorgte.
    Ich hatte, wie oben erwähnt, die Bettwäsche meines Vorgängers gewaschen und, da es ein sehr sonniger Tag war, zum Trocknen draußen über das Treppengeländer gehängt. Abends war sie praktisch trocken, nur ein paar Stellen, die auf dem Metallgeländer aufgelegen hatten, waren noch leicht feucht. Also nahm ich sie ab und legte sie quer über meinen Wäscheständer, den der Mann, der aus einem anderen Land als die anderen stammt, mittlerweile nutzte, um sie ein bis zwei Stunden fertigtrocknen zu lassen.
    Der sah das kurze Zeit später und geriet ziemlich heftig in Rage. Es war sehr schwierig ihn zu beruhigen, da er so aufgebracht war, daß er keine Geduld zum Zuhören ( resp. Zuschauen beim Gestikulieren ) hatte. Es stellte sich heraus, daß er befürchtete, der Gast aus "Tschechoslovakien" könnte morgens vor seinem Verschwinden die Sachen dort hingelegt haben und seine frischgewaschene Wäsche würde den Geruch annehmen. Da die zur Verfügung gestellte Bettwäsche optisch "nicht gerade neu" aussieht, war es nicht leicht ihn zu überreden, erstmal daran zu riechen, um sich zu überzeugen, daß sie wirklich frisch gewaschen war.
    Die recht unorganisierten, beengten Verhältnisse verlangen also gelegentlich schon einiges an Beherrschung, um das per se enthaltene Eskalationspotential im Griff zu behalten.

    Die Polizei tauchte im Laufe des Tages auch noch mal auf. Zwei Polizisten ( andere als am Vorabend ) wollten einen Mitbewohner sprechen. Was sie von ihm wollten, verrieten sie nicht, schienen aber ihre eigenen Probleme mit der Situation hier zu haben, was für welche auch immer. Nachdem sie an mehrere Türen recht laut geklopft hatten, keiner der jeweiligen Bewohner anwesend war, kam ich aus der Küche und fragte, ob ich ihnen helfen könne. Das schien sie ein wenig zu verunsichern, jedenfalls wollten sie sofort wissen, wer ich denn sei und wie ich überhaupt in dieses Bauwerk käme. Meine Erklärung dazu, daß ich gerade wohnungslos bin und es sich bei dem Komplex eigentlich mal um eine Obdachlosenbehausung handelte u.s.w., nahmen sie zwar zur Kenntnis, so recht überzeugt wirkten sie jedoch nicht. Daß der von ihnen gesuchte möglw. abwesend war, weil er z.Zt. ein Praktikum macht, in der Hoffnung einen Arbeitsvertrag und dazu die entsprechende Erlaubnis der Ausländerbehörde ( in Behördenenglisch übrigens "Alien-Department" genannt ) zu bekommen, war ihnen aber offensichtlich schon bekannt. Nachdem sich einer von beiden noch ein wenig darüber mokiert hatte, daß es "hier" ( was immer er unter dieser Ortsangabe verstehen mochte ) ja immer recht laut zugehen solle, jedoch auf den Konter, daß sich hier - soweit bekannt - noch keiner über Lärm beschwert hat, nichts zu erwidern wußte, zogen sie dann auch unverrichteter Dinge wieder ab.
    Logisch, daß den Rest des Tages immer wieder mal spekuliert wurde, welchem Zweck dieser Besuch wohl gedient haben könnte. Der "Vermißte" beendete die Diskussion nach seiner Rückkehr ( tatsächlich war er bei seinem Praktikum gewesen, wo er ohne Bezahlung 15-Stunden-Schichten als Botenfahrer schieben "darf" ) schließlich - nachdem sich alle einig waren, daß die Polizisten garantiert nicht gesagt hatten, er solle sich bei der Polizei melden - mit seiner heimatsprachlichen Version eines "so what?".

    Heute erschien eine Mitarbeiterin der Sozialbehörde/Behörde für Inneres mit einer Polizistin und klopfte an meiner Zimmertür. Sie fragten, was denn nun mit dem "Tschechoslovaken" weiterhin passiert wäre. Ich erzählte, daß der hier geduscht und geschlafen hätte und am nächsten morgen gruß- u. spurlos wieder verschwunden war.
    Sie erwähnten am Rande, daß sie dann ja die nun bekannten Informationen zu den Akten nehmen und an ggf. möglw. sonst noch involvierte Stellen weiterleiten könnten
    Daß der Mann einen leicht verwirrten Eindruck machte und offenbar noch nicht mal über Kleidung zum Wechseln verfügte, kam in dem Gespräch nicht zur Sprache ( wobei ich gestehen muß, daß mir auch nicht mal ansatzweise der Gedanke kam, darauf hinzuweisen ).

    Ganz am Rande: In meinen Beobachtungen und Gesprächen mit den Mitbewohnern beschleicht mich immer wieder der Eindruck, daß auch die schon länger hier Anwesenden z.T. überhaupt keine Vorstellung davon haben, wie sich Behörden, etablierte Institutionen und relativ unabhängige Initiativen unterscheiden. Sie nehmen vermutlich größtenteils nur einzelne Personen wahr, deren Funktionen und Möglichkeiten ihnen schleierhaft sind und die sie rein subjektiv nach deren Auftreten einzuschätzen versuchen.
    Es tauchen Leute auf, manche selten, manche öfter.
    Manche bieten etwas an, manche stellen Fragen, manche bestellen wen zu Terminen ein.
    Jeder weiß natürlich in gewissem Maße, was er sich unter Polizei vorzustellen hat. Üblicherweise wohl einen mehr oder weniger korrupten Exekutivapparat, der aber in Deutschland nicht so schlimm zu sein scheint, wie im jeweiligen Heimatland. Und die "Socials" sind als Geldgeber und einen irgendwie nach unerfindlichen Regeln verwaltende und verweisende staatliche Struktur bekannt. Schon der Unterschied zwischen Sozialamt und Ausländerbehörde, oder gar Überschneidungen und ergänzende Funktionen, welcher Institutionen auch immer, dürfte bei den allermeisten hier bestenfalls ein extrem nebulöses Fragezeichen sein, mit dem zu befassen sich für sie nicht lohnt. Keine Chance, das weiß keiner. Man versucht halt, zu allen möglichst nett und aufgeschlossen zu sein und rechnet vorsichthalber mit gar nichts, oder dem schlimmsten. Die Frage des "Asylantenstatus" ist höchstens im Zusammenhang mit der Dauer der Aufenthaltsgenehmigung von Interesse. Wohl ist bekannt, daß es dazu "Interviews" gibt, zu denen man nach Braunschweig bestellt wird, die irgendwie sehr wichtig sind.
    Aber den völlig indifferenten Status, "möglw. Asylberechtigt" zu sein, oder eben gerade nicht, möchte wohl jeder so schnell als möglich loswerden.
    Man hofft, eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen, um endlich arbeiten und ein normales Leben führen zu können. Wer Familie hat, möchte natürlich Frau und Kinder möglichst schnell hierher holen können.
    Deshalb sind sie ja hergekommen. Sie haben aus den Darstellungen der Mainstreammedien ihrer Heimatländer und dem "was man so hört" den Eindruck gewonnen, daß es gute Chancen gibt, hier in relativ sicheren Verhältnissen und somit unter würdigeren Bedingungen zu leben, als vorher.

    Petra vom freien Träger.
    Vorgestern, oder so, klopfte es vormittags an meine Tür. Reichlich zerzaust, da ich mich aufgrund meiner erheblichen Schlafstörungen gerade etwas hingelegt hatte, öffnete ich. Eine sympathisch wirkende junge Dame stellte sich als "Petra vom freien Träger XY" vor. Sie wollte eigentlich zu der Frau, die am anderen Ende des Korridors wohnt, hatte wohl die falsche Treppe benutzt und so die Seiten des Korridors verwechselt. Aber da sie schon mal da war, erklärte sie mir gleich, daß sie ehrenamtliche Mitarbeiterin des Trägers XY wäre, daß sie eine neue und scheinbar recht engagierte Kollegin bekommen hätte ( die nicht mitgekommen war ) und fragte auch nach meinen Eindrücken hier.
    Also lud ich sie in die Küche auf einen Kaffee ein und wir unterhielten uns ein wenig. Sie scheint die offenbar recht schwach entwickelten Organisationsstrukturen auch zu sehen und kritisch zu betrachten. So erzählte sie, daß es in knapp zwei Wochen ein Meeting aller beteiligten und mitwirkenden Institutionen geben soll und, daß das u.a. Thema TV u. Internet offenbar mal wieder auf der TOP-Liste wäre.
    Also erklärte ich ihr meinen Eindruck von den möglichen Hindernissen ( wie oben schon beschrieben ) und wies sie auf andere Fälle hin ( öffentliche Hotspots, Kliniken und Reha-Einrichtungen, Obdachloseninitiativen u.s.w. ) wo derartige Problematiken auch gelöst worden sind und machte ein paar Vorschläge dazu. Bspw., daß z.B. der Träger XY als Kunde auftreten und Unteranschlüsse ( über bspw. zwei WLan-Router pro Containereinheit, von denen einer als Relais fungiert ) an die Bewohner gegen geringe Gebühr und namentliche Registrierung quasi "untervermieten" könne.
    Es stellte sich heraus, daß sie einen Schlüssel für den oben schon erwähnten Gemeinschaftsraum besitzt, welchen sie mir zu zeigen anbot. Tatsächlich handelt es sich um zwei Räume, die recht komfortabel ausgestattet sind. In einem davon befinden sich diverse Spiele, Teile einer Musikanlage ( Dolby-Surround ) ein hochwertiger Drucker, im anderen eine vollständige Küche mit allem was dazugehört. Mein Eindruck war der einer gesponserten, dann aber scheinbar eingefrorenen Versammlungs- und Partyeinrichtung. Ich bot an, dort einen vollwertigen Computer- u. Internetarbeitsplatz zur Verfügung zu stellen und dafür auf meinem Desktop-PC entsprechende Gästeaccounts einzurichten, die namentlich und nach Liste ( inkl. Datum - Uhrzeit ) an Interessierte vergeben werden können, um so rechtliche o. sonstige formelle Bedenken auszuhebeln. Ich denke, bei eingeschränkten Zugriffsrechten der Gastaccounts. möglw. unter Nutzung eines sog Kioskprogramms, dürfte Mißbrauch so weitestgehend ausgeschlosen werden können, bzw. im Zweifelsfall ausreichend exakt nachverfolgbar sein.
    Ihr Einwand war, daß diese Räume möglw. im ursprünglichen Nutzungsplan als eine Wohnung ( ggf. vermutlich Kernfamilie mit 1-2 Kindern ) eingetragen wären und v.dh. auch für diesen Zweck zur Verfügung gehalten werden müßten.
    Sie sagte aber zu, das Thema zur Sprache zu bringen.

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